Wie einige von euch wissen, bin ich ja seit längerer Zeit mit einer waschechten Amerikanerin zusammen. Obwohl Alissa schon seit mehreren Jahren in Deutschland lebt, geht es mindestens zweimal im Jahr über den Großen Teich zur Family. Thanksgiving ist da natürlich eine Pflichtveranstaltung, so auch im November 2019. Gut, dachte ich mir, dann fliege ich direkt mal in die Südstaaten, überrasche meine Freundin und stelle mich auch direkt ihren Eltern vor. Gemeinsam mit Alissas Bruder plante ich also hinter ihrem Rücken die Reise nach Columbia/SC.
Die Ankunft in den Südstaaten - Knallharte Sicherheitskontrolle?
Mein kleines Abenteuer führte mich über einen Zwischenstopp in Amsterdam schließlich zum ersten Zielflughafen in den Staaten. In Atlanta wartete ein kräftig gebauter Afroamerikaner auf mich, um den unter Europäern so gefürchteten Sicherheits-Check zur Einreise in die USA durchzuführen. Sichtlich nervös trat ich also vor den Schalter und gab vorbildlich meinen Reisepass ab. Ohne viel Vorlauf startete auch schon das Kreuzverhör: "Private or business visit? What`s your job? What do you want here?" Mit einer gewissen Anspannung beantwortete ich brav alle Fragen, schließlich hatte man ja schon einiges über die Südstaaten gehört. Nachdem ich ihm allerdings erklärt hatte, dass ich meine Freundin und ihre Familie zu Thanksgiving besuchen komme, entwickelte sich das Gespräch in eine komplett verrückte Richtung: "Ohhh you are coming for Thanksgiving, do you have a present?" No, I am surprising my girlfriend, erwiederte ich. "Wooow so you are the present ;). And do you have a turkey in your bag? Are you sure or should I check?", fragte er mich mit einem breiten Grinsen. Wir beide lachten und er gab mir meinen Pass mit einem Augenzwinkern zurück. Die Anspannung fiel komplett ab und der große grimmig wirkende Sicherheitsmann entpuppte sich als lustiger und netter Thanksgiving-Fan. I am here, I am in America!
Über Atlanta flog ich schließlich nach Columbia, der Hauptstadt von South Carolina und zugleich die Heimat von Alissas Familie. Michael, ein Kumpel von Alissas Bruder, holte mich am Flughafen ab und gewährte mir für eine Nacht Unterschlupf. Am nächsten Morgen fuhren wir dann rüber und die Überraschung war perfekt. Alissa hatte nichts geahnt und schaute natürlich nicht schlecht, als ich plötzlich unangekündigt in der Tür stand. Ihr gegenüber hatte ich im Vorfeld gesagt, dass ich leider nicht mehr genügend Urlaubstage zur Verfügung hätte, anschließend beantragte ich Sonderurlaub, der zum Glück freigegeben wurde. Alissa war happy und Thanksgiving konnte starten.
Never beat a dead horse! Whaaaaaat?
Es war angerichtet, der Truthahn im Ofen, die ganze Familie im Haus und Essen ohne Ende. Alissas Eltern, Debby und Ted, hatten sich alle Mühe gegeben und das Haus einem Nationalfeiertag entsprechend geschmückt. Ach jaa, und natürlich lief auch den ganzen Tag Football, wie es sich in Amerika gehört. Ich versuchte natürlich den regen Familiengesprächen zu folgen, was mir nicht immer leicht fiel. Nach einer regen Diskussion fiel auf einmal der Satz "Never beat a dead horse" und Alissas Vater fragte mich, ob ich das genau so sehe? Völlig ahnungslos antwortete ich: "Beating a dead horse? Why would you do this? Alle lachten sofort los, ehe Alissas Vater schließlich einlenkte und sagte: "He is right! Why would you do this?" Später erfuhr ich, dass dieses Sprichwort eine Beziehung zu einer Person beschreibt, die nicht mehr die beste ist, man hat sich nicht mehr viel zu sagen. Gemeint war ein Familienmitglied, welches mal wieder nicht der Einladung zu Thanksgiving gefolgt war. Definitiv ein Sprichwort, welches ich so schnell nicht vergessen werde. Jeder kennt, glaube ich, diese Art von Beziehung. Nach dem großen Festessen gab es natürlich noch stattliche Drinks, ehe alle gut gelaunt nach Hause fuhren. Zur Thanksgiving-Tradition gehören auch die leckeren "Leftovers". Aus allen Leckereien, die am Feiertag übrig geblieben waren, zaubert man sich am Folgetag Tasty Sandwitches. Man ist also gut versorgt!
van Holz Fazit:
Auch wenn man über die Bedeutung von Thanksgiving streiten kann, so ist es doch ein bedeutsames Fest, an dem die Familie zusammen kommt. Ich persönlich habe es sichtlich genossen, diese besondere Tradition einmal im Original mitzuerleben, mit allem, was dazu gehört. South Carolina ist definitiv eine Reise wert und ich freue mich schon auf das nächste Thanksgiving in Amerika!
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