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Fehlstart in Hamburg - Falsches Zimmer, falscher Job.

Aktualisiert: 7. März 2022

This is a true story - 2013 konnte ich mein Studium im Bereich Sport- und Eventmanagement erfolgreich abschließen. Wie viele meiner Freunde stand auch ich vor der Herausforderung, einen anständigen Job zu finden, um der sogenannten "Lücke im Lebenslauf" keine Chance zu lassen. Dies stellte sich jedoch als echte Herausforderung heraus. Zum einen waren die Job-Angebote in meinem Fachbereich auf dem Dorf eher rar, zum anderen lockten viele Arbeitgeber in den umliegenden Städten mit schlecht bezahlten Praktika zum Berufseinstieg. Als Kind des Nordens wollte ich unbedingt in Norddeutschland bleiben, also entscheid ich mich nach langen Überlegungen für ein Praktikum bei einem bekannten Sportbusiness-Magazin in Hamburg.


Hallo Angelika - Die etwas andere WG


Die Wohnungssuche in Hamburg ist ja bekanntlich schwierig. Über gängige Portale wie WG-Gesucht oder ebay Kleinanzeigen konnte ich mir insgesamt 3 Besichtigungen an einem Tag organisieren. Also fuhren mein Bruder und ich eine Woche vor Start meines Praktikums voller Erwartungen nach Hamburg.

Am Ende des Tages machte sich direkt pure Ernüchterung breit. Neben einem geistig verwirrten Mann, der das Gespräch mittendrin ohne Grund beendete und einer Wohnungs-Community, welche am Wochenende mit Freunden auf ein abgelegenes Landgut fährt und mich gerne dabei hätte, wartete als Letztes eine Rentnerin auf uns, die Teile ihrer Wohnung untervermietete. Immerhin wohnten hier bereits zwei junge Männer, die ungefähr in meinem Alter waren. Also nahm ich das letzte freie Zimmer bei der lieben Angelika. Die Voraussetzungen waren also geschaffen, ich hatte einen Job und ein Zimmer in Hamburg.


Game Over nach 6 Wochen


Bereits beim Einzug spürte ich, dass sich die Wohnsituation mit Angelika noch als problematisch herausstellen kann. In meinem Zimmer lag bereits eine gebrauchte Matratze, die ich auch schon bei meiner Besichtigung wahrgenommen hatte. Auf meine Anmerkung, dass ich ja dann mein Bettgestell mitbringen könne, antwortete Angelika: "Wieso, magst du nicht gerne auf der Matratze schlafen?". Ich nahm es erstmal so hin und dachte mir meinen Teil. Im gleichen Atemzug ergänzte sie dann, dass Damenbesuch in ihrem Hause strengstens verboten sei und merkte folgendes an: "Ich hatte hier mal eine Schwedin, die hat einen Schwarzen mitgebracht... da hab ich die Bullen gerufen. Was meinst du, wie schnell der weg war." Auch dieses Statement fand ich als junger Single in Hamburg einfach Weltklasse...


Die ersten Tage auf der Arbeit verliefen derweil verhältnismäßig normal. Ich konnte erste Kontakte schließen und auch außerhalb der Arbeit was mit Kollegen unternommen. Jedoch stellte sich mein Vorgesetzter nach und nach als echtes Problem dar. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber irgendwie kamen wir absolut nicht auf eine Wellenlänge. Ich empfand seinen Arbeits-Stil als sehr kontrollierend und steif, wodurch sich ständig ein bedrückendes Gefühl auf der Arbeit breit machte. Es entstanden zunehmend mehr Konflikte zwischen uns, wodurch meine Motivation morgens zur Arbeit zu gehen stetig sank. Es machte mir sogar nach einiger Zeit körperlich und seelisch zu schaffen.


Als dann eines Nachts die Sanitäter in unserer Wohnung standen, weil Angelika sie aufgrund ihres Bluthochdrucks angerufen hatte, war ich mit meinen Nerven völlig am Ende. Später erfuhr ich von einem der Sanitäter, dass sie es regelmäßig machte, ohne dass wirklich ein triftiger Grund vorliege. Das erklärt wahrscheinlich auch, warum sie sich vor Ankunft der Sanitäter noch fleißig geschminkt hatte. Dieses Ereignis gepaart mit der Situation, dass mein Zimmer direkt neben dem von Angelika war und ich es nicht abschließen konnte sowie ihrer Parfum-Kaufsucht und viele weitere verrückte Fakten ließen mich mehr und mehr an meiner Entscheidung zweifeln.


In Hamburg sagt man Tschüs


Bereits nach 6 Wochen beendete ich mein Praktikum und kündigte mein Zimmer. Körperlich am Ende, Minusgeschäft in der Tasche (ich bekam 250 €/ Monat und meine Zimmermiete betrug 460 €/ Monat) und ohne Aussicht auf einen neuen Job stand ich wieder am Anfang. Tschüs Hamburg. Es war ein kurzes Vergnügen.


van Holz Fazit:


Im Leben sollte man nichts überstürzen, nur weil man einen gewissen gesellschaftlichen Druck verspürt. Nehmt euch genug Zeit, um die richtige Entscheidung zu treffen. Es ist außerdem völlig ok, wenn man vorzeitig etw. beendet, was einem nicht gut tut oder nach einiger Zeit sinnfrei erscheint. Wichtig ist, sich die falschen Schritte einzugestehen und nach vorne zu blicken. Ich kann jedenfalls in meinem Fall sagen, dass es die richtige Entscheidung war.


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